An FIP (Feline infektiöse Peritonitis, auch: ansteckende Bauchfellentzündung) erkrankte Katzen sind schwer krank. Charakteristisch für FIP sind Wasseransammlungen in der Brust- oder Bauchhöhle, es können aber auch andere, weniger eindeutige Symptome bestehen. In der Regel verläuft die Erkrankung tödlich. Zwar existiert eine Schutzimpfung gegen FIP, Fachleute raten jedoch von ihr ab.
Was ist FIP?
FIP ist eine Infektion bei Katzen, die durch das Feline Coronavirus (FCoV) hervorgerufen wird. Das Virus zählt zur gleichen Familie wie SARS-CoV-2, ist für Menschen aber völlig ungefährlich. Eine Ansteckung mit FCoV löst nicht in jedem Fall auch FIP aus. Erkrankte Katzen zeigen mitunter leichte Symptome des Magen-Darm-Trakts wie Durchfall, mitunter verläuft die Infektion gänzlich unbemerkt. Erst durch eine Mutation des Virus kommt es zur FIP. Dies geschieht allerdings nur bei einem geringen Teil der infizierten Katzen. Schätzungen zufolge tragen etwa 70 Prozent der Katzen das Feline Coronavirus in sich.
Oft fragen sich Katzenhalter: Wie viele Katzen haben FIP?
Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa jede zehnte bis zwanzigste FCoV-infizierte Katze an FIP erkrankt. Zwar können grundsätzlich Tiere jeden Alters erkranken, am häufigsten betrifft FIP jedoch junge Katzen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren oder aber ältere Katzen ab etwa 14 Jahren.
Manche fragen sich: Was ist FIP und FIV bei Katzen?
Auch wenn die Abkürzungen ähnlich klingen, handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Katzenkrankheiten. Während der Erreger der FIP ein Coronavirus ist, handelt es sich bei FIV (Felines Immundefizienz-Virus) um einen Erreger aus der Familie der Retroviren. Die Erkrankung durch FIV führt zu einer Immunschwäche, die mit AIDS beim Menschen vergleichbar ist, und wird daher umgangssprachlich als Katzen-AIDS bezeichnet. Allerdings können sich beide Krankheiten beeinflussen, da die Immunschwäche durch FIV den Ausbruch von FIP begünstigen kann.
Seit wann gibt es FIP?
In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden vermehrt Fälle der Erkrankung in den USA gemeldet – vermutlich existiert FIP jedoch schon weitaus länger. Erst während der 1970er-Jahre ließ sich das Virus der Familie der Coronaviren zuordnen und wurde seither immer eingehender erforscht.
Wie bekommen Katzen FIP?
Katzen bekommen nur dann FIP, wenn sich das Feline Coronavirus in ihrem Organismus genetisch verändert hat (mutiert ist). Voraussetzung ist aber eine vorangegangene Infektion mit FCoV. Das mutierte Virus hingegen wird nicht von Tier zu Tier übertragen. Oft infizieren sich Katzen mit dem Felinen Coronavirus, die Kontakt zu vielen Artgenossen haben, etwa wenn viele Katzen auf engem Raum gehalten werden. Möglichweise begünstigt Stress die Mutation des zunächst harmlosen Coronavirus zum FIP-Virus.
Infizierte Katzen scheiden das Feline Coronavirus mit verschiedenen Körpersekreten zum Beispiel über die Augen, den Nasen-Rachenraum sowie mit dem Kot aus. Eine Übertragung kann bereits von Katzenmüttern auf ihre Kitten stattfinden. Da das Virus in der Umwelt einige Zeit ansteckungsfähig bleibt, ist eine Übertragung auch über Gegenstände wie Spielzeug oder gemeinsam genutzte Fress- und Trinknäpfe möglich.
FIP bei Katzen: Welche Symptome treten auf?
Zunächst zeigen betroffene Katzen oft eher unspezifische Symptome, darunter folgende:
- Mattigkeit und Abgeschlagenheit
- Anhaltendes Fieber
- Appetitlosigkeit und ggfs. Gewichtsverlust
- Durchfall
- Bindehautentzündung
- Atemwegsbeschwerden
Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden zudem zwei Formen der Felinen infektiösen Peritonitis:
- Feuchte Form: Es kommt zu einer Brustfell-(Pleuritis) bzw. Bauchfellentzündung (Peritonitis), in deren Folge sich Flüssigkeit in Brust- und/oder Bauchhöhle ansammelt. Die feuchte FIP äußert sich in Atembeschwerden bis hin zur Atemnot und einem sichtbar dicken, aufgetriebenen Bauch.
- Trockene Form: Hierbei bilden sich als Folge von Entzündungen Knoten (Granulome) an inneren Organen, z. B. Leber und Lunge, seltener auch an Augen oder im Gehirn. Die trockene FIP ist äußerlich nicht erkennbar und auch für Tierärztinnen und Tierärzte mitunter schwierig festzustellen.
Wie lässt sich FIP bei der Katze feststellen?
Um FIP bei einer Katze festzustellen, kommen verschiedene Untersuchungen infrage. Da die Symptome oft unspezifisch sind, kann es selbst für Tierärztinnen und Tierärzte herausfordernd sein, die Diagnose einer FIP zustellen. Das betrifft besonders die trockene Form, da sich die Granulome und Organveränderungen letztlich oft erst nach dem Tod der Katze sicher feststellen lassen.
Bestimmte Symptome wie chronisches Fieber, Atemnot oder eine Zunahme des Bauchumfangs können zusammen mit dem Alter der Katze (junges Tier oder ältere Katze) Hinweise auf eine FIP-Erkrankung liefern. Bestehen Flüssigkeitsergüsse in Brust- oder Bauchhöhle, lassen sich diese mithilfe bildgebender Verfahren wie einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung feststellen. Zusätzlich liefert eine Blutuntersuchung weitere Hinweise, zum Beispiel wenn folgende Veränderungen vorliegen:
- Blutarmut (Anämie)
- Erniedrigte Anzahl weißer Blutzellen (Lymphopenie)
- Erhöhung bestimmter Leberwerte
- Erniedrigter Albumin-Globulin-Quotient
Albumin und Globulin sind spezielle Eiweiße, die im gesunden Körper in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Albumin im Blut hat die Eigenschaft, Wasser zu binden. Fehlt es, kann Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins umliegende Gewebe übertreten. Dadurch können Wasseransammlungen wie die für FIP typischen Flüssigkeitsergüsse entstehen. Ein zu niedriger Albumingehalt ist kein Nachweis für FIP, deutet jedoch auf Entzündungen im Körper oder auf Leber- oder Nierenerkrankungen hin.
Der indirekte Nachweis von Antikörpern gegen das Feline Coronavirus sichert eine FIP-Erkrankung nicht. Lässt sich das Virus jedoch direkt mittels PCR aus der Ergussflüssigkeit nachweisen, gilt die Diagnose FIP als gesichert.
Welche Behandlung gibt es für FIP-Katzen?
Bislang gibt es keine zugelassene Behandlung, durch die sich FIP heilen lässt. Zwar ist es im individuellen Fall mitunter möglich, die Symptome der Erkrankung für eine Weile zu lindern, dennoch ist der Verlauf normalerweise tödlich. Bei Tieren, die bereits sehr schwer erkrankt sind, gilt es daher, gründlich abzuwägen, ob eine symptomatische Behandlung sinnvoll ist.
Seit wenigen Jahren wecken die antiviralen Medikamente Remdesivir und GS-441524 aus der Humanmedizin die Hoffnung, dass FIP in Zukunft heilbar sein könnte. Eine Studie der Ludwig-Maximilian-Universität in München untersuchte den Wirkstoff GS-441524, bei dem es sich um ein Stoffwechselprodukt von Remdesivir handelt. Die Ergebnisse waren spektakulär: Alle 18 Katzen, die an FIP erkrankt waren, überlebten und waren geheilt. Allerdings ist das Mittel in Deutschland bislang nicht zugelassen, und Tierärztinnen und Tierärztin sind aktuell weder der Bezug und die Anwendung noch die Beratung von Tierhalterinnen und Tierhaltern zu diesem Mittel erlaubt. Fachleute hoffen, dass weitere Studien zu dem Wirkstoff in naher Zukunft eine Zulassung ermöglichen. Remdesivir ist in der Humanmedizin zugelassen und findet zur Behandlung von COVID-19 Anwendung. Auch Remdesivir konnte in Studien zeigen, dass es bei Katzen mit FIP helfen kann. Im Gegensatz zu GS-441524, das in Tablettenform verbreicht werden kann, ist die Anwendung von Remdesivir schwieriger: Zweimal täglich Injektionen über einen Zeitraum von zwölf Wochen umfasst die Therapie und macht sie damit schwer umsetzbar und sehr kostspielig. Tierärztinnen und Tierärzte dürfen Remdesivir bei schwer an FIP erkrankten Katzen anwenden, müssen hierfür aber selbst die Verantwortung tragen.
Was kostet eine FIP-Behandlung?
Das Medikament Remdesivir soll für eine fünftägige Behandlung etwa 2.000 Euro kosten. Bei schwer erkrankten Tieren ist für zusätzliche symptomatische Therapien mit weiteren Behandlungskosten zu rechnen.
Wann sollte man eine Katze mit FIP einschläfern?
Solange eine Therapie mit den gegen FIP wirksamen Medikamenten schwer zu realisieren ist, muss man bei FIP von einem tödlichen Krankheitsverlauf ausgehen. Ob eine symptomatische Therapie im Einzelfall sinnvoll ist, sollte mit dem tierärztlichen Team im Hinblick auf das Leiden das Tieres sorgfältig abgewogen werden.
Wie kann man Katzen vor FIP schützen?
Eine Ansteckung mit dem Felinen Coronavirus lässt sich nur schwer verhindern. Oftmals werden Kitten bereits von ihrer Mutter angesteckt. Das Risiko für eine FIP-Erkrankung lässt sich vermutlich durch folgende Maßnahmen senken:
- Wenige Tiere gemeinsam halten
- Stress vermeiden
- Auf eine gesunde, artgerechte Haltung achten
- Auf Hygiene achten (für jede Katze eine eigene Katzentoilette, eigene Futter- und Wassernäpfe)
Soll ich meine Katze gegen FIP impfen?
Zwar steht eine Impfung gegen FIP zur Verfügung, von dieser raten Fachleute jedoch ab, da der Nutzen nicht ausreichend belegt ist.
Quellen
Lutz H., Kohn B., Forterre, F.: Krankheiten der Katze, Thieme, 5. Auflage 2014
Addie, D. Belak S. et al.: Feline infectious peritonitis. ABCD guidelines on prevention and management. J Feline Med Surg. 2009 Jul;11(7):594-604.doi: 10.1016/j.jfms.2009.05.008.
Coggins S.J., Norris J.M. et al.: Outcomes of treatment of cats with feline infectious peritonitis using parenterally administered remdesivir, with or without transition to orally administered GS-441524. J of Vet Int Medicine https://doi.org/10.1111/jvim.16803
Online-Informationen Spektrum.de: Tödliches Katzencovid wird behandelbar. https://www.spektrum.de/news/fip-toedliches-katzencovid-wird-behandelbar/2204831 (Abruf: Juni 2024)
Online-Informationen Tagesschau.de: Was bringt Remdesivir? Was kostet es? https://www.tagesschau.de/inland/remdesivir-medikament-coronavirus-covid-101.html (Abruf: Juni 2024)
Stand: Juli 2024